
OT-Info:
Text: Christine Stutz (2008) Melodie: nach Tri Yann,
Korydwen et le Rouge de Kenholl |
|
|
Gesang an Anabel
Ein Lied, angelehnt an eine Sage aus grauer Vorzeit.

Anabel, Anabel, gestern hab ich dich gesehen
In dem grauen Gewande zum Wald hinab gehen Anabel, Anabel,
wie lange wartest du schon hier Auf die Brüder mit Rössern
und stolzer Helmzier? Anabel, Anabel, willst erinnern
dich nicht, Verleugnest deiner Taten unglaublich Gewicht!
Anabel, Anabel, lass mich erzählen, was geschah Mit
den Rittern und Rössern, denn ich war ganz nah. Anabel,
Anabel, trafst den Bruder du in blau, Gabst heiße Liebesschwüre
ihm im Abendtau. Anabel, Anabel, weißer Herr am
Waldesgrund, Von seinen Küssen so heiß war so rot
war dein Mund. Anabel, Anabel, warst ein wechselhaftes
Kind, Deine Liebe ist so flüchtig wie der Abendwind.
Anabel, Anabel, gabst deinen Liebsten einen Pfand, Um
ihnen zu zeigen, dass euch Liebe verband.
Anabel, Anabel, dann der Abschied schon kam bald,
Denn zum Kriege zogen beide aus dem grünen Wald.
Anabel, Anabel, beide waren am Schlachtengrund, Bereit
sich zu stürzen in des Kampfes Schlund. Anabel, Anabel,
die Ritterbrüder sah’n sich an, Und klar wurde ihnen,
was du hast getan. Anabel, Anabel, gleich darauf der Kampf
begann, Das Schlachten und Morden zerfetzte Mann um Mann.
Anabel, Anabel, am Ende blieben nur die zwei, Um jeden
der Hälse ein Pfand der Liebelei. Anabel, Anabel,
die Brüder schrieen wütend auf, Und rissen die Lanzen
herab zum Waffenlauf. Anabel, Anabel, beide Lanzen trafen
gleich, Dann die Ritter vom Pferde fielen so totenbleich.
Anabel, Anabel, sieh nur, was du hast getan, In den Fängen
des Todes sind beide fortan. Anabel, Anabel, lange Jahre
sind vergangen, Und in all dieser Zeit war ich in Rachedurst
gefangen. Anabel, Anabel, sterben sollst du durch mein
Schwert, Um zu rächen meine Brüder, die du hast versehrt
|