
OT-Info:
Text: Christine Stutz (2008)
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Die Krone des Schlangenkönigs
Der erste Teil einer Saga...

Einst, vor langen Jahrhunderten, noch lange
bevor die Insel Magonien von unseren Vorvätern besiedelt war,
lebte auf der mächtigen Feste Kenholl der Ritter Isgardon.
Schon lange herrschte er über sei Land und die Jahre hatte
ihn grau und weise werden lassen. Der Name dieses Landes indes ist
schon lange vergessen. Er war der jüngste Sohn seines Vaters
gewesen, ohne eine Aussicht einst an dessen Stelle die Geschicke
des Landes zu leiten. So zog er also aus um sein Glück in der
Ferne zu suchen. Er sattelte seinen edeln Hengst, nahm sein Schwert
und seinen Panzer und ritt fort. Einige Tage später
fand er sich in einem Landstrich wieder, der ihm völlig fremd
war. Von dichten dunklen Wäldern bedeckt, kaum ein Weg führte
durch das Unterholz, nur selten war der Gesang eines Vogels zu hören
und schon lange hatte er keine Spur eines Menschen erblickt. So
war der junge Ritter gezwungen, seinen Hengst am Zügel zu führen
und sich zu Fuß durch den Wald zu plagen. Zwei Tage irrte
er umher, Hunger und Durst begannen ihn zu plagen. Alles Wasser,
das er fand, war faulig und tot. Schließlich hielt er es nicht
mehr aus und trank dennoch davon. Danach fiel er sofort in einen
tiefen Schlaf. Als der Ritter wieder erwachte war es dunkle
Nacht. Er fand sich unter einem Baum, doch war es nicht so dunkel
wie es hätte sein müssen. Nebel stieg aus dem Tümpel,
aus dem er getrunken hatte auf und um seinen Kopf kreisten kleine
Lichter und lachten hell. Schmerzen schnürten seinen Leib in
der Mitte zusammen. „Komm du müder Wanderer.“, sagten sie.
„Wir kennen eine Ort, an dem du ruhen kannst. Es ist nicht weit.“
So folgte Isgardon den Lichtern und schon bald lichtete sich der
Wald und im hellen Mondlicht erschien ein kleines Schloss. Die Irrlichter
schickten ihn hinein und verschwanden lachend in den Nebelschwaden
des Waldes. Das Tor des Schlosses war geschlossen, so klopfte der
Ritter an. Ein kleines Guckloch öffnete sich in Augehöhe
und gelb leuchtende Augen starrten ihn an, eine knarrende Stimme
fragte, was er begehre. Da wurde es ihm ein wenig bang um’s Herz,
doch da er keine andere Wahl hatte als das Schloss zu betreten oder
elendig im Wald zu verhungern befahl er ihn einzulassen. Das Tor
schwang lautlos auf, Isgardon betrat den Hof, doch keine Menschenseele
war zu sehen. Wo war derjenige geblieben, der ihm geöffnet
hatte? Nur in einem Fenster des höchsten Turmes brannte ein
Licht. Da kein Knecht kam um ihm das Pferd abzunehmen musste er
sich gezwungenermaßen selbst darum kümmern. Alsdann betrat
er den Turm und begann die Wendeltreppe hinauf zu steigen. Kein
Geräusch war währenddessen zu hören, als ob er ganz
allein sei. Schließlich erreichte er die Spitze des
Turms, in der er das Licht gesehen hatte. Beherzt stieß er
die Tür auf und fand sich in einem hell erleuchteten Raum.
Ein Feuer prasselte im Kamin und ein Tisch stand reich mit nur alles
erdenklichen Speisen gedeckt in der Mitte. Daran saß die schönste
Frau, die Isgardon jemals erblickt hatte. Bei seinem Anblick erhob
sie sich höflich. „Sei mir willkommen, edler Herr.“ ,begrüßte
sie ihn. „Ich bin Arabelle, die Herrin dieses Schlosses. Hier verirrt
sich selten jemand her. So sei mein Gast, setz dich und iss, du
musst hungrig sein.“ Sie deutete an einen Platz an der Tafel und
der Ritter tat wie ihm geheißen. „Ich lebe seit Jahren alleine
hier, nur meine guten Geister sind mir zu diensten.“,erklärte
die Herrin Arabelle. „Also war derjenige am Tor auch einer deiner
Geister? Wo ist er dann so plötzlich hin verschwunden?“ ,fragte
Isgardon. „Sie sind nur sichtbar, wenn sie gebraucht werden. Das
ist oft sehr einsam. Daher bin ich sehr froh, dass du hier bist,
mein Herr.“ Die Herrin Arabelle lächelte den jungen Ritter
an und sein Herz entbrannte in unendlicher Liebe. Nachdem er zu
Ende gespeist hatte, graute schon der Morgen und Arabelle zeigte
ihm ein Gemach, in dem er ruhen konnte. Mit dem Versprechen ihn
des Abends wieder zu treffen entließ sie ihn in den Schlaf.
Während des Schlafes quälten ihn Alpträume,
unruhig warf er sich auf seinem Bett hin und her, bis der schließlich
schweißgebadet aufschreckte. Helles Sonnenlicht strömte
durch das Fenster. Auf einem kleine Tisch fand sich eine Waschschüssel
daneben ein kleines Frühstück, das die Geister sicherlich
während seines Schlafes gebracht hatten. Auch neue Kleidung
fand er. Isgardon tat sich daran gütlich und danach machte
er sich daran das Schloss zu erforschen, mit der Hoffnung auf die
Herrin zu treffen. Hinter jeder Tür, die er öffnete kamen
saubere und wunderschöne Räume voll Pracht und Wunder
zum Vorschein. Doch er erblickte niemanden, auch nicht Arabelle.
Als es dunkelte, hatte er nur einen Bruchteil des Schlosses gesehen.
Er befand sich grade in einem Saal, an dessen Wänden hunderte
von Käfigen hingen, in denen künstliche Vögel die
schönsten Melodien sangen. Da tat sich die Tür auf und
die Herrin des Hauses trat ein. Sie lächelte ihn an und wieder
wurde sein Herz warm. „Wunderschön, nicht?“, sagte sie und
ging die Reihen der Käfige entlang. „Es ist eine seltene Kunst
sie herzustellen und ich sammle sie wo immer ich sie finde. Doch
komm, lass und speisen.“ Sie führte ihn in einen anderen Raum
als den, in dem er sie in der letzten Nacht gefunden hatte. Auch
hier war wieder eine Tafel reich gedeckt. Sie setzte sich und aßen
zusammen. Danach unterhielten sie sich die ganze Nacht lang, Arabelle
kannte viele Geschichten und Spiele, so wurde es Isgardon nie langweilig
in ihrer Nähe. So ging es nun tagein tagaus, viele Wochen lang.
Eines Nachts fasste sich der Ritter ein Herz und fragte nach den
Grund, warum Arabelle alleine auf dem Schloss lebte. Da wurde ihr
Blick betrübt und die erzählte, dass eine heimtückische
Krankheit ihre Eltern und den gesamten Hofstaat dahin gerafft habe.
Nur dank ihrer Zauberkräfte, mit denen sie auch über ihre
Geister befahl hatte sie selbst noch retten können. Hervorgerufen
war diese Krankheit durch einen Zauberer, der von Neid und Eifersucht
auf die Schlossbewohner zerfressen alleine im Wald lebte. Sein Fluch
und seine Macht hielten Arabelle im Schloss gefangen. Um diese zu
brechen brauchte es ein Artefakt aus alten Tagen, die Krone des
Schlangenkönigs, der im Moor hauste. Isgardon sprang auf und
schwor die Krone zu suchen und den Zauberer zu töten, um seine
Liebst befreien und mit heim nehmen zu können. Die Herrin Arabelle
flehte ihn an zu bleiben und nicht sein Leben zu riskieren aus Angst
er könne nie mehr zurück kommen, doch sein Entschluss
stand fest. So sattelte er sein Pferd und ritt am nächsten
Morgen hinaus in den Wald. Wieder zwei Tage ritt er, bis
sich der Wald zu lichten begann und zum Moor wurde. An dessen Rand
stand eine erbärmliche Hütte Isgardon beschloss dort eine
Pause zu machen und sein Pferd an der Hütte zurück zu
lassen, da der Sumpf es nicht weiter tragen würde. Noch bevor
er klopfen konnte, tat sich die Tür auf und ein alter Mann
bat ihn herein. Der Ritter glaubte ihn zu kennen, doch er konnte
sich nicht daran erinnern woher. „Sagt Herr, wohin des Weges und
woher kommt Ihr?“ ,fragte der Alte. „Ich bin auf der Suche nach
dem Schlangenkönig. Sag Alter, weißt du etwas über
diese Kreatur?“ ,forderte Isgardon ihn auf. Da lachte der Mann.
„Ein jeder, der hier vorbei reitet, sucht den Schlangenkönig.
Viele habe ich schon in den Tod gehen sehen, denn dieses Ungeheuer
ist nicht mit Stahl allein zu besiegen. Ich weiß um sein Geheimnis,
aber nur unter einer Bedingung werde ich es Euch verraten. Habt
ihr Erfolg, so bringt mir dessen Krone.“ „Was willst du schon mit
einer Krone, alter Mann?“ ,fragte der Ritter verächtlich. „Sie
ist ein Quell großer Kraft wer sie trägt ist fähig
durch jeden Zauber hindurch zu blicken. Isgardon ging zum Schein
darauf ein, den Plan im Herzen die Krone nach getaner Arbeit einfach
zu behalten. Nur bei Vollmond konnte der Schlangenkönig besiegt
werden und nur mit einer Klinge aus Sternenstahl. Solch eine Klinge
könne der Alte ihm geben, doch nur gegen das Versprechen der
Krone. Auch diesem stimmte der Ritter zu. So übergab der Alte
ihm eine Klinge aus alter Zeit, Sternenschimmer genannt, und an
Vollmond brach Isgardon auf den Schlangenkönig zu suchen.
Nebel waberte über das Moor und die Totenlichter schon
lange Ertrunkener tanzen über den Tümpeln, doch all das
machte Isgardons Herz nicht erschrecken. Mutig schritt er voran.
Unter einer alten Buche sah er den Schlangenkönig schließlich
sitzen, umringt von dessen Hofstaat aus Schlagen und Schleichen.
Das Feld um diesen Baum war übersäht mit den bleichen
Gebeinen der gefallenen Vorgänger. „Oha, ein neuerliches Spielzeug
der Herrin Arabelle, das versucht mir ihretwillen die Krone zu nehmen,“
,zischte der Schlangenkönig, als er Isgardon erblickte. „Sieh
diejenigen, die es vor dir versucht haben. Sei klug und kehre um.“
„Deine Krone fordere ich für die Herrin Arabelle.“ , sprach
der Ritter ohne Furcht. Ohne ein weiteres Wort stürzten sich
die Schlangen auf ihn. Mit mächtigen Streiches des Sternenschwertes
mähte er sie nieder wie Kornähren. Keine konnte ihm wiederstehen.
Zum Schluss blieb nur der König übrig. „Höre,
dass Du meine Untertanen getötet hast, schreibe ich deiner
Verblendung zu und lasse dich leben. Geh deiner Wege und löse
dich aus Arabellas Bann. Dann will ich dich verschonen.“ ,versuchte
dieser noch ein mal Isgardon zu überreden. Doch der hörte
nicht auf die Worte und stürmte auf den Schlangenkönig
zu. Mit gewaltiger Kraft prallten die beiden Kontrahenten aufeinander,
lange Zeit gelang es keinem der beiden dem anderen zu verletzten.
Doch schließlich schon am Rande der Erschöpfung rammte
der Ritter der Schlange den kalten Stahl in das Herz. Der Schlangenkönig
stieß einen furchtbaren Schrei aus und starb im kalten Licht
des Mondes. Isgardon nahm die Krone als Trophäe und machte
sich voller Übermut lachend auf den Weg zurück zur Hütte.
Dort erwartete ihn der Alte schon freudig und verlangte
seine Bezahlung. Der Ritter verweigerte sie ihm und da zeigte dieser
sein wahres Gesicht. Aus den Tiefen des Sumpfes beschwor er ein
grausiges Monster, voll von Schlick und Wasserpflanzen herauf, dass
dem Ritter die Krone abjagen sollte. Vom Kampf gegen die Schlangen
erschöpft wehrte sich der Ritter, doch vermochte seine Waffe
keinen Schaden zu verursachen. Da ersann er eine List und lockte
das Monster in die Hütte. Bei dem Kochfeuer schleuderte er
es mit einem gewaltigen Tritt hinein und es verbrannte unter größten
Schmerzensschreien. Doch der Ritter wartete nicht, bis es vollständig
verbrannt war und wandte sich dem Zauberer zu. „Ich töte dich,
damit Arabelle wieder frei sein kann!“ rief er und stieß mit
seiner Waffe zu. Der Alte lachte nur. „Es stimmt, ich habe sie in
ihrem Schloss eingesperrt. Doch rate ich dir, setzte die Krone auf,
wenn du ihr das nächste mal gegenüber trittst. Denn durch
deine Tat hast du sie freigelassen. Pass auf, dass es dir nicht
ergeht wie den anderen.“Nach diesen Worten starb der Zauberer.
Isgardon wusste nicht recht was er davon halten sollte. Er
liebte die Herrin Arabelle, doch die Worte des Zauberers machten
ihn misstrauisch. Er ritt zurück zum Schloss mit der Krone
auf dem Haupt unter seiner Kapuze verborgen. Schon aus der Ferne
sah er, dass etwas nicht stimmte. Der einst so glanzvolle Bau war
zerstört, nur eine Ruine war übrig geblieben. In deren
Mitte brannte ein Feuer und daneben saß eine alte bucklige
Vettel. Sie kam ihm freudig entgegen, als er den Hof betrat. „Mein
Liebster, du bist zurück!“ ,begrüßte sie ihn. „Hast
du die Krone erringen können? Komm, lass uns zusammen trinken
und dann erzähl mir von deinem Abenteuer.“ Der Ritter folgte
ihr, noch immer die Krone auf dem Kopf. Nichts war wie früher,
das Ganze Gebäude stank nach Verwesung und Tod. Arabelle kredenzte
ihm einen Becher mit einem stinkenden Gebräu, Wein wie sie
sagte. Isgardon tat nur so, als trinke er. Dann forderte sie ihn
auf ihr wieder zu folgen. Sie betraten den Saal mit den Käfigen,
doch mit Hilfe der Krone sah er, dass keine Vögel, sondern
Menschen darin saßen. „Fliehe, sonst erleidest du das selbe
Schicksal wie wir!“ ,riefen sie ihm zu. Da zog Isgardon das
Schwert und stieß es Arabella von hinten durch den Leib. Mit
einem Schmerzensschrei stürzte sie danieder und zerfiel zu
Staub. Die Käfigtüren sprangen auf und freudig kletterten
die Gefangenen heraus. Ein edel aussehender Mann kam auf Isgardon
zu und stellte sich als Herr dieses Schlosses vor. Die Hexe Arabelle
hatte ihn und seinen Hof vor vielen Jahren in die Vögel verwandelt
und sich an seine Stelle gesetzt. Auch viele Reisende hatte sie
im Laufe der Zeit so gefangen genommen. Nur sein alter Hofmagus
hatte den Betrug erkannt, doch der Fürst war so verblendet
von der Hexe gewesen, dass er ihn verbannt hatte. Das musste der
Alte bei der Hütte gewesen sein, wurde Isgardon klar. Von dessen
Tod erzählte er vorsichtshalber nichts. Der Fürst war
dankbar über seine Rettung und so beschenkte er den Ritter
reichlich, denn all seine Schätze hatte die Hexe fein säuberlich
gehortet. Und so zog Isgardon wieder seines Weges.
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