Der
Fall Altweiningens an Lorenien Dies änderte
sich im Zusammenhang mit den Wirren des Tempturischen
Adelskrieges (110 bis 108 v.Dj.). Der tempturische Tempestarius
Egolf II. geriet in Konflikt mit einigen Angehörigen
des Hochadels unter Führung des Grafen Garibald
von Hjarga-Ilmarinen und es kam zum Krieg. Während
Altweiningen auf Seiten des Grafen stritt, entschied
sich der Norden für die Seite des Tempestarius.
Der Krieg währte zwei Jahre, als sich das Kriegsglück
gegen den jungen Tempestarius Egolf zu wenden schien,
wandte dieser sich an den lorenischen Tempestarius Theophan,
um ihn um Hilfe zu ersuchen. Theophan trat auf Seiten
des tempturischen Tempestarius in den Krieg ein, allerdings
verlangte er als Gegenleistung die Abtretung von Altweiningen
an Lorenien. Egolf willigte, bedrängt durch seine
Notlage, zähneknirschend ein und schon bald war
der Krieg mit lorenischer Hilfe entschieden – der Tempestarius
hatte gesiegt und rächte sich nun furchtbar. Garibald
wurde enthauptet und sein Kopf am Burgtor von Agash-Khor
aufgespießt. Altweiningen fiel an Lorenien. Auch
die Dynastie der Weininger war damit erloschen: Alle
Erben des nördlichen Zweiges waren im Krieg gefallen
oder verschollen, der letzte Spross von Altweiningen,
Cyano (genannt „der Starrköpfige“), wurde als Gefolgsmann
des abtrünnigen Grafen Garibald hingerichtet.
Hatten beide Ufer des Balladir im Krieg auch auf
verschiedenen Seiten gestritten, so teilte man doch
das Leid, das man im Krieg und durch die nun tiefgreifende
Trennung der ehemals geeinten Landesteile erlitten hatte.
Im nun lorenischen Altweiningen fühlte man sich
nach wie dem nördlichen Nachbarn zugehörig,
woran weder Zuckerbrot noch Peitsche, noch die Umbenennung
der Gebietschaft im Jahre 56 v.Dj. in „Lorenisch-Vinagy“
(die parallele Verwendung des Namens Altweiningen blieb
jedoch gestattet) durch die neuen Herrscher etwas ändern
konnten. Die endgültige Umbenennung erfolgte kurz
nach Ausbruch des Großen Krieges, die Verwendung
der Bezeichnung Altweiningen wurde unter Strafe gestellt,
teilweise wurde sie sogar aus alten Dokumenten und von
Bauwerken getilgt. Die
Ansiedlung der "Neuländer"
Noch war es jedoch nicht so weit...noch herrschte zumindest
zwischen den Provinzen Frieden – in Altweiningen jedoch
brodelte es...kleinere Reibereien und ziviler Ungehorsam
gegen die neuen Herren waren an der Tagesordnung, so
entschloss man sich, das Gebiet durch Ansiedlung von
„echten“ Loreniern zu lorenisieren und dadurch zu befrieden.
Es kam zu Landneuverteilungen, teilweise mit, teilweise
aber auch ohne Entschädigung für die ehemaligen
Besitzer, so dass sich Altweininger und die lorenischen
Neuankömmlinge („Neuländer“ genannt) meist
misstrauisch und argwöhnisch gegenüberstanden.
Eine Vermischung fand nur selten statt, auch wurde der
Obrigkeit nachgesagt, die Altweininger oft zu benachteiligen
oder gar zu drangsalieren. Im
Großen Krieg und danach Im Großen
Krieg schließlich war die alte Grafschaft Weiningen
(also das Gebiet sowohl südlich wie nördlich
des Balladir) eine der am meisten umkämpften Gegenden
überhaupt. Mehr als oft wurde es von tempturischen
wie lorenischen Truppen befreit, wiederbefreit und zurückbefreit.
Land und Leute hatten schreckliches zu erleiden, und
dennoch hoffte man, dass der Frieden zwischen den Provinzen
auch hier die Dinge zum Besseren wenden würde.
An der Zugehörigkeit von Lorenisch-Vinagy zu Lorenien
änderte jedoch auch der Friedensvertrag von Agash-Khor
nichts. Was indes auf allen Seiten in der Region zu
Verdruss führte: Es wurde nichts unternommen, um
die Problematik zwischen Altweiningern und Neuländern,
die sich durch den Krieg nun noch feindlicher gegenüber
standen, zu mildern. Viele fühlten sich gleichsam
auf dem Altar der großen Politik geopfert, was
weitere Verbitterung mit sich brachte. Eine
genaue Verteilung der Volksgruppen fällt freilich
schwer, allerdings wird geschätzt, dass ca. 65%
Altweiningern ungefähr 35% Neuländern gegenüber
stehen. Die Verteilung ist jedoch stark von lokalen
Gegebenheiten abhängig, so sind beispielsweise
über 75% der Bevölkerung der Region um die
Haupstadt Ilmarinen Neuländer. Insgesamt scheinen
die Neuländer wirtschaftlich meist besser gestellt
als die Altweininger. Beide Bezeichnungen werden von
der Obrigkeit nach wie vor nicht geduldet und können
sogar zu Bestrafungen führen, der Begriff „Vinagier“
ist somit die offizielle Bezeichnung für alle Bewohner.
Jedoch wusste auch hier der Volksmund um raffinierte
Abhilfe, und so erkennt man rasch, ob man es nun mit
einem Altweininger oder einem Neuländer zu tun
hat: Während ersterer von „Lorenisch-Vinaadsch“
und „Vinaadscher“ spricht, so wählt letzterer die
weichere Aussprache „Lorenisch-Vinaschi“ bzw. „Vinaschjee“.
Kein Lorenier zweifelt an der Rechtmäßigkeit
des Besitzes für seine Provinz, und die gelegentlichen
Forderungen nach der Abtretung dieses Gebietes an Tempturien
rufen in Lorenien lediglich schallendes Gelächter
hervor, auf tempturischer Seite gewinnt man diesem Umstand
freilich nur wenig lustiges ab... In dem Gebiet selbst
ist und bleibt die Meinung gespalten, allerdings fühlen
sich, wie schon angesprochen, viele Neuländer wie
Altweininger nicht selten gleichermaßen von Morrigân
wie Rokono im Stich gelassen, da sich beide Seiten vom
Kriegsende eine Lösung des Problems (freilich zu
eigenen Gunsten) erhofft hatten. Eines ist jedoch festzustellen:
Gerade in gegenwärtiger Zeit leben bei den Altweiningern
viele Bräuche, die auf die alte Verbundenheit zu
Tempturien hinweisen, wieder offener auf, was die Spannungen
nicht gerade mildert. Die Region bleibt damit problematisch
– bei aller Schönheit. Der
Brand von Ilmarinen Eine Geschichte,
datiert um das Jahr 190 n.Dj., die sich einem Ereignis
widmet, welches wohl im Jahre 15 n.Dj. stattfand
"Im fünfzehnten Jahre nach der Entdeckung
Djaiameliae tobte der Streite um Layas liebstes Lande
um Ilmarien noch immer. Alte Wunde waren verheilet und
neue Kräfte gesammelt, da entschloss sich der Marschall
Rukus von Shyr , zu sammeln ein Heer bei Barbelo in
aller Stille zu nehmen Ilmarinen im Handstreiche. Heimlich
und in großer Zahl überquerten seine Mannen
den Baladir, verbargen sich in den Weinbergen und sammelten
sich vor den Toren des herrlichen Ilmarinens. Gut gewählt
war der Zeitpunkt, da der beneventische Herzog eine
große Heerschau in Beneventum hielt und die Wacht
am Baladir nachlässig geworden war. Alleine
die Garden der Stadt hielten Wacht und der Marchese
Ignazio da Lavese lagerte unweit, sich verspätend
zur Heerschau. Zu jagen die vermeintlichen Strauchdiebe
zogen die Garden in die Weinberge und warden überraschet,
dort ein Heere Tempturiens zu finden, geführet
vom Marschalle darselbst, sich formierend zum Angriffe.
Und viele Altweiniger frohlockten in Ilmarien, verspotteten
die Garde und prügelten die letzten aus den Toren
um das tempturische Heere zu grüßen.
Das sah Marchese Ignazio, der seine Mannen vor
Ilmarien geführt hatte, und kalte Bitterkeit überkam
ihn ob des Aufstands der Altweiniger in Ilmarinen. So
befahl er seinen Schützen, ihre Pfeile in Pech
zu tauchen und unablässig zu feuern, bis Ilmarien
brennen würde. Doch seine Hauptleute erschraken
und fürchteten den Zorn des Herzogs und des Tempestarius.
Da sprach Ignazio da Lavese: „Lieber überbringe
ich dem Herzog die Nachricht, dass ich Ilmarinen zu
Asche verbrannte, weil ich nicht stark genug war es
zu halten, als dass ich zuließe wie Verräter
es an Tempturier übergeben. Mögen die Fünfe
die Aufrechten von den Verrätern scheiden – durch
Kapals Essen werden sie alle gehen!“ So ergriff er Zügel
und Pechfackel und galoppierte durch die Tore Ilmarinens,
es Kapals Gnade zu übergeben. Und so fand Marschall
Rukus die brennende Stadt, während Marchese Ignazio
seine Mannen in die Weinhänge nach Süden führte
und mit ihren Langbögen dem Heere des Marschalls
zusetzen und Boten zum Herzog nach Beneventum entsandten.
Und nach 3 Tagen sprach Marschall Rukus: „Man muss
Feuer mit Feuer bekämpfen, drum lasst den brandstiftenden
Marchese seine Medizin schmecken!“ und befahl seinem
Heere die Weinhänge in Brand zu stecken, auf dass
der Rauch Ignazios Haufen heraus und zum Gefechte treibe,
denn inzwischen hatte der Marschall erneute Verstärkung
erhalten. Doch von Osten eilte der Herzog heran und
es wogte eine lange Schlacht zwischen den noch immer
rauchenden Ruinen Ilmarinens, ohne dass eine Seite einen
Vorteil erlangte. Da erschien Eniya von Barbelo,
Hohepriesterin der Laya mit ihrem Gefolge und sprach
im heiligen Zorne zum Marschall und zum Marchese: „Schande
über euch unreife Kinder, die ihr euer Erbe verbrennet!
Nicht genug dass ihr die edle Perle Ilmarinens und ihre
Kinder verbrennet, verbrennen müsst ihr auch den
Weine, auf dass selbst eure Kinder durch ihn keinen
Trost mehr finden.“ Und sie ohrfeigte beide und es blieb
zeitlebens eine rote Bärentatze auf ihren Wangen
zurück. Da verhandelten sie beide hart
beim Dorfe Stegen und schlossen einen Pakt, dass sie
niemals mehr den anderen auf seinem eigenen Lande angriffen,
um sich nicht erneut am Erbe ihrer Nachfolger zu versündigen.
Ilmarinen solle neu aufgebaut werden und es solle weiter
verhandelt werden, wenn der Wein von neuem Trug. Daraufhin
gaben sich beide, der Mareschall und der Marchese lange
und kräftig die Hand um den Pakt zu besiegeln."
Interessanterweise existieren von der Geschichte
zwei unterschiedliche Enden: Tempturisches
Ende: "Doch der Marschall spürte den
Stich eines Dorns, worauf er so fest zudrückte,
dass der Marchese zeitlebens keine Waffer mehr halten
konnte. Doch war der Dorn bestrichen mit einem tückischen
Gift aus den Gassen Rokonos und so verstarb der heldenhafte
Marschall binnen Monatsfrist. Die Lorenier sind ein
verräterisches Pack und trugen bald wieder den
Krieg in unser Land, bis sie vor Darfelden ihre Lektion
erhielten." Lorenisches Ende:
"Da wollte der Mareschall die Hand des Marchese
zerquetschen, doch jener hielt stand, länger als
5 Augenblicke und nie senkte sich sein Blick, während
er dem Marschall in die Augenblickte, bis dieser aufgab
und geschwächt zu Boden sank. Drum gesehet, eine
tempturische Faust ist zu schwach, eine Lorenische Perle
zu zerdrücken und ob dieser Schmach verstarb der
Marschall binnen Monatsfrist. Zeitgenössischer
Kommentar (entstanden im Jahre 409 n. Dj., Renascân):
Diese Beschreibung des Brandes von Ilmarien ist auf
beiden Seiten des Baladirs sehr verbreitet, auch wenn
die weininger und altweininger Version teilweise von
der lorenisch-vinagyschen abweicht, beschreiben sie
beide akurat die Brandstiftung Ilmarinens durch Marchese
Ignazio und die Brandschatzung von Lorenisch-Vingagy
durch Marschall Rukus, die Zeugnis dafür ablegen
mit welcher Entschlossenheit und Brutalität der
Konflikt damals noch geprägt war. Ob der
tempturische Angriff einer lorenischen Offensive im
Baladirtal zuvor kam, lässt sich nicht beantworten,
verbürgt sind der Pakt von Stegen und der gemeinsame
Aufbau Ilmarinens. Der Pakt von Stegen hebt
den Konflikt auf eine neue Ebene, in dem zwar kein Friede
geschlossen wird, aber ein Waffenstillstand entlang
der Baladirlinie, da nach der Erfahrung der Kriegsführung
der letzten dutzend Jahre weder Lorenien noch Tempturien
einen Krieg und Verwüstung im eigenen Lande riskieren
wollte. Der lorenisch-tempturische Konflikt wurde so
für die nächste Zeit vor allem in Stellvertretergefechten
in den angeschlagenen Provinzen Taurien und vor allem
Scorien geführt. Außergewöhnlich ist
in diesem Zusammenhang jedoch das deutliche Eingreifen
des Klerus in den Konflikt, das letzten Endes zur Vermittlung
des Waffenstillstands führte. |